[min 02:11] TEA ŽAKULA
Ein herausragendes Dokument aus dem Jahr 2009, das im Kontext des Pariser Abkommens veröffentlicht wurde, unterstreicht die zentrale Rolle von Gebäuden bei der Transformation der gesamten Energiebranche. Gebäude sind heute für 40% des weltweiten Energieverbrauchs und für über 70% des Stromverbrauchs verantwortlich. D.h. dass in entwickelten Ländern 70% der Elektrizität von Gebäuden verbraucht werden, sei es von Wohn-, Geschäfts- oder Produktionsgebäuden. Der gleiche Bericht betont, dass es vorhandene und leicht anwendbare Technologien gibt, die eine bedeutende Transformation ermöglichen könnten. Wir nutzen diese jedoch nicht ausreichend und führen keine angemessenen Analysen durch."
Sogar in modernen Gebäuden mit ausgeklügelten Steuerungssystemen kommt es vor, dass gleichzeitig Heizung, Kühlung und Belüftung laufen, während alle Fenster geöffnet sind und die Nutzer unzufrieden sind. Wie kann dies im 21. Jahrhundert in modernen Gebäuden mit fortschrittlichen Steuersystemen passieren? Das wirft Fragen zur Effizienz der gesamten Branche auf. Heutzutage sind Sensoren, die beispielsweise die Temperatur messen, sehr kostengünstig und weit verbreitet. Viele Gebäude sind mit Tausenden von Sensoren ausgestattet, die Daten zentral sammeln aus denen Sie gleich praktische Schlüsse ziehen können: 'Moment mal, im 5. Stockwerk läuft gleichzeitig Heizung und Kühlung. Da stimmt etwas nicht. Jemand sollte nachsehen.' Dennoch nutzen wir diese Daten oft noch nicht intelligent genug. Es ist, als würden Sie zum Arzt gehen, umfangreiche Untersuchungen machen lassen, die Ergebnisse erhalten, um dann nichts daraus abzuleiten."
[min 04:56] MATKO ŠIŠAK
Die konventionelle Baubranche nutzt oft nicht das verfügbare Wissen, um intelligenter und nachhaltiger zu agieren. Stattdessen konzentriert sie sich oft auf die klassische Idee: mehr Wohnfläche für weniger Geld.
[min 05:17] TEA ŽAKULA
Interessanterweise waren Menschen in der Vergangenheit, als sie über weniger Technologie verfügten, oft klüger in der Art und Weise, wie sie Gebäude für Wohn- und Arbeitszwecke gestaltet haben.
[min 05:32] MARINA ZAJEC
In Kroatien wurde die traditionelle Holzarchitektur leider vollkommen vernachlässigt und durch den Massenbau aus Ziegeln und Beton ersetzt. Man baute lieber größere Gebäude, die besser für Familien geeignet schienen, und vergaß dabei, dass die alten Holzbauten leicht an moderne Wohnbedürfnisse angepasst werden können. In einem dicht besiedelten Stadtteil in der Nähe des Trešnjevac-Platzes haben wir vor etwa einem halben Jahr ein Holzgebäude fertiggestellt, in dem sich auch unser Architekturbüro befindet, und natürliche Materialien wie Stroh zur Isolierung verwendet. Das Gebäude wurde an einem Hang errichtet, um den Erdaushub zu minimieren, und ist nach Süden ausgerichtet, um Photovoltaik-Paneele und Solarkollektoren zur Energieerzeugung zu nutzen. Ein 1000-Liter-Tank speichert die Wärme, und eine große Glasfront auf der Südseit ermöglicht geringe Heizkosten im Winter. Nur die wirklich notwendig, tragenden Elemente im Gebäude sind aus massivem Beton, der Rest des Gebäudes ist biologisch abbaubar. Die Bauweise umfasst eine Holzkonstruktion mit Strohfüllung und eine Innenverkleidung aus Lehmputz, die das Raumklima positiv beeinflusst. Für die Fassade verwenden wir oft einheimisches Holz, um die lokale Produktion zu unterstützen und auf gemeinschaftlicher Ebene ökologisch, ethisch verantwortungsbewusst zu handeln."
[min 09:25] MATKO ŠIŠAK
Wir leiden am sogenannten "Sick-Building-Syndrom" oder Gebäudekrankheitssyndrom. Die Materialien, die heute aus der chemischen Bauindustrie stammen, wie verschiedene Lösungsmittel und synthetische Stoffe, atmen wir ein. Das kann sich langfristig negativ auf unsere Gesundheit auswirken.
[min 09:42] HRVOJE BOTA
Was mich am meisten stört, ist das Gefühl, mich in einem hermetisch abgeriegelten Raum zu befinden, der mit Plastikplanen, Klebstoffen und Farben überladen ist. In alten Gebäuden dagegen, sei es aus Stein, Holz oder Lehm, spürt man, dass es lebendige Materialien sind, die atmen. Dieses Gefühl ist entscheidend."
[min 10:09] MATKO ŠIŠAK
Immer mehr Architekten setzen auf natürliche Materialien und bilden sich weiter, um sie in ihren Projekten zu nutzen. In einem gehobenen Zagreber Stadtviertel, gibt es etwa zehn erstaunliche Strohballen-Häuser in Hanglage, die von außen als solche nicht erkennbar sind. Oft sind Architekten die Bauherren, die diese Häuser für sich selbst entworfen haben. Das Wohnen in Häusern aus natürlichen Materialien bietet erhebliche Vorteile. Vor allem sind die Räume aus ungiftigen Materialien hergestellt und regulieren die Luftfeuchtigkeit in den Räumen hervorragend. Durch gutes Design, sind die diese Gebäude oft als intelligente Passivhäuser gestaltet und benötigen keine aufwändige Technologie zur Temperaturregulierung. Grüne Dächer und Dachgärten tragen dazu bei, die Raumtemperatur im Sommer ohne Klimaanlagen angenehm zu halten. Das Leben in solchen Gebäuden schafft eine besonderes Mikroklima und trägt zur besseren Lebensqualität bei. Unsere Häuser sind treue Begleiter und enge Freunde ihrer Bewohner.
[min 12:17] VELJKO ARMANO LINTA
Wenn Sie nachhaltig handeln möchten, prüfen Sie zunächst, ob eine Renovierung oder ein Umbau möglich ist, bevor Sie einen Neubau in Betracht ziehen. Dies ist oft umweltfreundlicher. Falls ein Neubau erforderlich ist, wählen Sie den Standort sorgfältig aus, unter Berücksichtigung von Sonneneinstrahlung, natürlicher Belüftung, Wasserverlauf und Gelände. Diese vorausschauenden Überlegungen helfen, zukünftige Probleme wie zu hohen Energieverbrauch zu vermeiden.
[min 13:04] TEA ŽAKULA
Wenn es um echte Nachhaltigkeit beim Bau geht, müssen wir den gesamten Lebenszyklus eines Materials betrachten - von seiner Entstehung bis zur Verwendungsart im Gebäude. Das ist der wahre Kern der Nachhaltigkeit. Der Lebenszyklus eines Gebäudes endet nicht mit seiner Nutzungszeit, sondern mit seinem Abriss. Auch das verbraucht eine große Energiemenge über die wir nachdenken sollten.
[min 13:35] MARINA ZAJEC
Ideales Bauen zielt darauf ab, dass es praktisch keinen Abfall gibt, indem natürliche Ressourcen nach ihrer Nutzung immer wieder verwendet werden können. Nicht von der Wiege bis zur Bahre, sondern von der Wiege zur Wiege.
[min 13:59] VELJKO ARMANO LINTA
Im 20. Jahrhundert wussten wir nicht genug über Nachhaltigkeit. Wir verließen uns auf fossile Brennstoffe, dachten, sie seien unendlich verfügbar, ohne die drastischen Auswirkungen auf uns und unseren Planeten zu erkennen. Wir bauten Häuser mit großen Heiz- und Kühlsystemen, vertrauten auf Technologie. Und was ist mit den Konsequenzen?
[min 14:32] TEA ŽAKULA
Bis vor Kurzem lag unser Hauptkriterium darin, unseren eigenen Komfort zu sichern und wir waren bereit die Energiepreise dafür zu bezahlen. Ein Beispiel dafür ist Amerika, wo die Kosten für elektrische Energie erheblich niedriger sind als in Europa. Amerikaner verbrauchen etwa doppelt so viel Energie wie Menschen in einigen anderen europäischen Ländern, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Erst in letzter Zeit haben wir begonnen, darüber nachzudenken, dass wir möglicherweise das Gleichgewicht in unserem Land stören, dass Klimaveränderungen stattfinden und Energie teurer und weniger zugänglich wird. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten haben wir begonnen nachzudenken, ob wir unsere Bedürfnisse auf klügere Weise befriedigen können.
[min 15:39] HRVOJE BOTA
Wir befinden uns im Büro von “Nachhaltig” (Odrzivo) in Split, wo normalerweise ein Team von 5 Mitarbeitern arbeitet, die sich auf nachhaltiges Bauen spezialisiert haben. Alle 5 bis 6 Kollegen waren am Design beteiligt, aber die ursprüngliche Idee stammt von mir. Es hat sich in der Praxis als ziemlich komplex herausgestellt, gleichzeitig Investor und Designer zu sein, das Budget im Auge zu behalten sowie die Umstzung vom Papier in die Realität sicherzustellen. Das Hauptkonzept des Hauses war, alles anzuwenden, was wir in den letzten 10 Jahren gelernt haben. Die Architektur des Hauses ist nach den Grundsätzen des Passivhauses gestaltet, als Material haben wir nach langen Recherchen und Abwägungen Hanfbeton verwendet. Der Wohnbereich beträgt etwa 110 Quadratmeter mit einem zusätzlichen Wirtschaftsbereich von 50 bis 60 Quadratmeter ähnlich einer Mini-Farm, der insbesondere für den Gemüseanbau intensiv genutzt wird. Wir hatten etwa zehn Kriterien: Ausrichtung nach Süden mit leichtem Hang, damit es im Winter ideal beleuchtet und warm ist, aber im Sommer kühler. Die Nähe zur Stadt wegen der Schule für die Kinder, fruchtbarer Boden für den Obst- und Gemüseanbau sowie relativer Schutz vor Wind, was in Dalmatien ziemlich wichtig ist.
[min 17:48] FRAU BOTA
Wir haben jahrelang vergeblich nach einem passenden Grundstück gesucht - entweder der Preis, die Lage oder die komplizierten Eigentumsverhältnisse passten nicht. Dann hat mein Mann hier zufällig angehalten und den Mann gegenüber gefragt, ob hier zufällig jemand Land verkauft. Dieser wies auf seinen Cousin gegenüber hin, und das war es. Ein wirklicher Glückstreffer. Das Projekt wurde nicht nur nach unseren persönlichen Vorlieben, sondern auch funktional gestaltet. Hier in diesem Bereich planen wir einen modernen Gemüsegarten. Alles ist so konzipiert, dass alles während der Ernte, der Bewässerung oder Verpackung reibungslos funktioniert. Wir haben alles auf diesen Garten abgestimmt, den wir später bewirtschaften werden. Die Idee ist, auf begrenztem Raum eine erhebliche Menge an Gemüse auf eine regenerative Art und Weise anzubauen. Also kein invasiver Anbau, keine künstlichen Düngemittel, Pestizide oder Herbizide. Wir lockern lediglich die Erde mit einer breiten Gabel. Mein Interesse an der Landwirtschaft wurde vor allem durch unsere makrobiotische Ernährung geweckt, die mein Mann und ich seit einigen Jahren praktizieren. Er hat einige Gesundheitsprobleme, und so haben wir angefangen, uns mit diesem Thema zu befassen…
[min 19:25] HRVOJE BOTA
Fast Food, ungesunde Ernährung, ich habe mir überhaupt keine Gedanken gemacht, was ich esse und trinke, einfach alles reingestopft. Und in einem Moment fahre ich gegen eine Wand und erkenne , so geht es nicht weiter. In 6 Monaten habe ich 40 kg abgenommen und mein Leben durch einen Ernährungswandel radikal geändert. Vor allem hat sich meine Denkweise verändert.
[min 19:57] FRAU BOTA
Wenn du anfängst, über Kleidung und Schuhe nachzudenken, beginnst du auch darüber nachzudenken, wo du lebst. Dann merkst du, dass deine Umgebung voller Plastik ist, mit Spanplatten voller Klebstoff und plötzlich spürst du, dass du das alles einatmest. Du fährst aufs Land und die Luft ist ganz anders. Du fährst zurück in die Stadt und alles stinkt. Es ist dir auf einmal nicht mehr egal. Und am Ende landest du hier. In einem Haus aus Holz und Hanf.
Ich hoffe, dass wir in 2 Jahren fertig sind, mehr oder weniger. Er [Mein Mann] denkt vielleicht in einem Jahr, aber das ist zu optimistisch."
[min 21:06] TEA ŽAKULA
Wenn Sie als Eigentümer nicht vorhaben, das Gebäude selbst zu nutzen, verändert sich Ihre Einstellung und Herangehensweise an den Bau erheblich. Es macht daher einen großen Unterschied ob, ein Investor nur zum Zwecke der Vermietung baut deren Energierechnungen jemand anders bezahlt.
[min 21:23] VELJKO ARMANO LINTA
Wenn sich etwas in 10, 20, 30 Jahren für mich auszahlt, dann ist es in meinem eigenen Interesse, heute ökologisch zu handeln, auch wenn es heute den Anschein von Geldverschwendung hat. Sie wird mein Rückenwind.
[min 21:39] HRVOJE BOTA
Wenn ich ein Haus plane, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht und die Kosten um 80 bis 90 % reduziert werden, sprechen wir über erhebliche langfristige Einsparungen. Menschen neigen jedoch dazu, kurzfristig zu denken und gehen einen Autokauf ernster an als die Planung ihres Hausbaus.
[min 22:02] TEA ŽAKULA
Vielen Menschen ist oft nicht bewußt, dass die Amortisationszeit für Dämmmaßnahmen in der Regel sehr lang ist, oft 10 bis 15 Jahre oder noch länger. Im Gegensatz dazu können technische Verbesserungen in den Heizungs-, Kühlungs- und Lüftungssystemen zu viel schnelleren Amortisationszeiten führen. Warum passiert das nicht öfter? Weil es einfacher ist, die Dämmung zu erneuern und zu subventionieren, anstatt das gesamte System zu überdenken. Eine Faustregel besagt, dass jede Gradänderung in der Raumtemperatur die Energierechnung um etwa 3 bis 5 % erhöht. Eine Erhöhung 20 auf 22 Grad kann Ihre Energierechnung erheblich verteuern. Bei der Suche nach energieeffizienten Lösungen geht es nicht darum, Energie um jeden Preis zu sparen und den Komfort der Menschen bei 18 Grad zu beeinträchtigen. Die Frage ist, wie man die Bedingungen bei minimalem Ressourcenverbrauch erfüllen kann.
[min 23:13] MATKO ŠIŠAK
Das Hauptproblem herkömmlicher Bauweise liegt darin, dass sie nicht optimiert und häufig überdimensioniert ist. Ebenso wird zu wenig Wert auf Ressourceneffizienz gelegt. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Überlegung bei der Auswahl der Materialien. Der ökologische Fußabdruck und die tatsächlichen Kosten bei der Herstellung von Materialien wie Zement, Eisen, Aluminium und Glas werden oft nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei hat der Bausektor einen erheblichen Einfluss auf die Umweltverschmutzung und den CO2-Ausstoß, was in der modernen Baubranche oft außer Acht gelassen wird.
[min 24:16] INFOTAFEL 1
Die konventionelle Zementherstellung erzeugt dreimal mehr CO2 als die gesamte globale Luftfahrtindustrie.
[min 24:26] VELJKO ARMANO LINTA
Der CO2-Fußabdruck eines Materials gibt an, wie viel Energie und Treibhausgasemissionen von der Gewinnung der Rohstoffe bis zur Verarbeitung, Verpackung, zum Transport und schließlich zum Einsatz in Gebäuden verbraucht wurden. Diese Gesamtbilanz ermöglicht es uns, die Umweltauswirkungen verschiedener Materialien zu bewerten. Ideal ist ein niedriger CO2-Fußabdruck und ein breiter ökologischer Fußabdruck. Jedoch haben herkömmliche Baumaterialien wie Beton, Ziegel, Stahl, Aluminium und Metalle allgemein den Nachteil, dass sie während ihrer Herstellung erhebliche Mengen an Treibhausgasen emittieren. Dies geschieht insbesondere bei Prozessen, die hohe Temperaturen erfordern, wie das Brennen von Ziegeln oder das Schmelzen von Metallen. Dabei werden oft fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas verwendet. Es ist dringend erforderlich, die Bauindustrie auf erneuerbare Energien umzustellen. In naher Zukunft könnten CO2-Zertifikate für konventionelle Baumaterialien oder eine Besteuerung von Materialien basierend auf ihren Umweltauswirkungen eingeführt werden. Dies würde dazu führen, dass umweltfreundlichere Materialien relativ günstiger würden als solche mit höheren Umweltbelastungen. Ein Beispiel ist der Einsatz von Styropor für die Dämmung, das aufgrund niedrigerer Steuern noch attraktiv ist. Jedoch gibt es nachhaltigere Optionen wie Dämmstoffe aus recycelten Zeitungen oder Holzfaserplatten. Ein weiteres umweltfreundliches Baumaterial ist Stroh, das eine ausgezeichnete Wärmeisolierung bietet und Abfallprodukte wiederverwendet. Die Verwendung solcher Materialien kann dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck von Bauprojekten zu minimieren und den Klimawandel einzudämmen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da die Bauindustrie erheblich zur Emission von Treibhausgasen beiträgt. Die Speicherung von Kohlendioxid in Baustoffen wie Holz oder Stroh ist eine nachhaltige Methode, um den CO2-Kreislauf zu verlangsamen und den Planeten zu entlasten.
[min 28:57] HRVOJE BOTA
Was wir tun, mag romantisch und anziehend sein, erfordert jedoch weit mehr persönlichen Einsatz, Zeit und finanzielle Mittel. Die meisten Menschen ziehen vorgefertigte Betonblöcke den deutlich komplexeren Komponenten wie Holz, Hanfbeton oder Begrünung vor. Zudem gibt es nicht genügend spezialisierte Handwerker für natürliche Bauweisen gibt.
[min 29:38] MATKO ŠIŠAK
Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung zeigt großes Interesse am Bau gesünderer Häuser. Das sehen wir an unseren 450 bis 500 Beratungen pro Jahr, die wir hauptsächlich zum Thema Bau durchführen. Was für unser vergleichsweise kleines Land erstaunlich ist. Wir haben eine große Nachfrage, der Markt entwickelt sich, aber es mangelt an qualifizierten Handwerkern. Deswegen zielen die Workshops, die wir über unsere Akademie anbieten darauf ab, Menschen die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, um ökologisches Bauen umsetzen zu können. Unser Fokus liegt auf den ausführenden Gewerken.
Die Maße hier sind 5, 175 und 5, was insgesamt 185 Zentimeter ergibt, zuzüglich 5 Zentimeter an jeder Seite für diesen Zapfen. Die Höhe dieses Zapfens beträgt daher 5 cm.
Unsere Arbeit beginnt mit der Planung, der Standortwahl und dem Lesen von Bauplänen. In der Regel bauen wir Strohhäuser mit einem Holzrahmen, Stroh als Füllmaterial für die Wände und Lehmputz im Innenbereich. Die Außenwände sind normalerweise mit Kalkputz versehen. Die Ausführung der Fassade mit Lehm- oder Kalkputz hängt von der Gebäudeposition, der Konstruktion und deren Komponenten ab. Wir begrünen Dächer, einschließlich Extensivbegrünung, und wir konstruieren Raketenmassenöfen und vieles mehr. Die Akademie für ökologisches Bauen bietet eine umfassende Schulung für Bauherren, Handwerker, Investoren und Enthusiasten, die sich für dieses Thema interessieren.
Viele Menschen denken oft, dass der Bau mit ökologischen Materialien kostengünstiger ist oder stellen sich gar primitive Wohnformen ohne Grundversorgung mit Strom und Wasser vor. Tatsächlich sind die Rohmaterialien wie Holz, Stroh und Lehm im Vergleich zu konventionellen Materialien wie Beton, Kies, Dämmplatten preisgünstiger. Allerdings fehlen derzeit noch effiziente Standards, sodass viele Schritte manuell erfolgen, was wiederum die Kosten erhöht. Der Weg zu vorgefertigten Materialien und effizienteren Prozessen muss noch geebnet werden. Selbst in Ländern wie Österreich und Deutschland, in denen ökologisches Bauen einen signifikanten Anteil im Bausektor ausmacht, ist es noch kein Megatrend. Nur 3 bis 5% aller Gebäude in diesen Ländern werden nach ökologischen Prinzipien gebaut - das Interesse und Potenzial sind vorhanden, aber es bleibt eine Nische.
[min 33:43] MARINA ZAJEC
In der EU, besonders in Ländern wie Österreich, Skandinavien und den Niederlanden, wird viel ökologisches Bauen betrieben, oft mit Holz als Hauptmaterial in Klein- und Großprojekten. Österreich hat sogar ein Förderprogramm für den Wohnungsbau, das den Einsatz von speziellen Baustoffen wie Kreuzlagenholz vorschreibt, um die heimische Bauindustrie zu unterstützen.
[min 34:19] VELJKO ARMANO LINTA
Es ist schwer abzuschätzen, wie realistisch solche Veränderungen sind. Dennoch halte ich es für unverzichtbar, dass wir in diese Richtung drängen. Akteure aus den Gemeinden, Nichtregierungsorganisationen und selbst aus der Bauindustrie können die treibende Kraft sein mit ökologischem Bauen die eigene Wirtschaftsregion zu stärken. Aber auch Experten wie Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Ingenieure können Ihren Einfluss einsetzen.
[min 34:54] TEA ŽAKULA
In der Praxis sehen wir immer noch, dass 99% der Bauvorhaben auf herkömmlichen Methoden der letzten 50 Jahre basieren. Die Leute bilden sich nicht weiter und wenden kaum neue Technologien an. Selbst wenn Sie neue Technologien einzuführen wollen, stoßen sie oft auf erheblichen Widerstand, insbesondere bei einigen Architekten, die aus Unwissen und Angst Vorbehalte gegenüber dem Unbekannten haben. Dieses Problem beginnt in Fachkreisen selbst und überträgt sich dann auf die breitere Bevölkerung, die sich auf das Fachwissen stützen sollte.
[min 35:36] MARINA ZAJEC
Ein Problem, das sich bei der Arbeit an solchen Projekten, insbesondere bei Holzkonstruktionen, zeigt, ist die begrenzte Verfügbarkeit unkonventioneller Materialien auf dem Markt. Materialien wie Schafwolle, Stroh, Meeresalgen oder Hanf sind zwar verfügbar, aber sie sind nicht weit verbreitet und daher schwerer zu beschaffen, was die Umsetzung von Bauprojekten mit solchen Materialien erschwert.
[min 36:19] VELJKO ARMANO LINTA
In vielen europäischen Ländern ist der Bau mit Stroh legal. In Kroatien ist es ebenfalls das Bauen mit zertifiziertem Stroh legal. Allerdings ist die Zertifizierung ein kostspieliger Prozess und für einen kleinen Markt wie dem kroatischen ein erhebliches finanzielles Risiko, insbesondere wenn es erst am Übergang zu Mainstream steht.
[min 36:48] MATKO ŠIŠAK
Wir erhielten für ein Projekt Fördermittel für das physikalische und chemische Testen der Strohballen bei der IGH. Im Großen und Ganzen kamen wir zu dem Schluss, dass unser zertifizierter Strohballen 5 Euro kosten müsste, wenn wir alle Zertifizierungsaufwände berücksichtigen. Aber zur Erntezeiten im Sommer können Sie ein Ballen 0,66 bis 1,20 EUR kaufen. Das ist absurd. Strohballen sind ein landwirtschaftliches Nebenprodukt, leicht verfügbar und bleibt ungenutzt, weil wir auf bürokratische Hürden stoßen, bis wir unsere Gebäude rechtssicher bauen können.
[min 37:38] MARINA ZAJEC
Das System soll in gewisser Weise den Verbraucher schützen, da nicht jeder über das erforderliche Wissen verfügt, inwiefern das Material die richtige Trockenheit aufweist und wie es ordnungsgemäß abgedichtet werden muss, um es sicher in ein Gebäude einzubauen. Dies soll verhindern, dass Materialien, die nicht für den Bau geeignet sind, versehentlich verwendet werden.
[min 38:12] HRVOJE BOTA
Am Ende ist alles überreguliert und normiert, sogar wenn es unnötig ist. Zum Beispiel kann man ein Haus streng nach Vorschriften bauen, das jedoch ungesund für die Bewohner und schädlich für die Umwelt ist. Auf der anderen Seite der Skala gibt es umweltfreundlichere Lösungen, die jedoch nicht vollständig rechtlich geregelt sind.
[min 38:41] TEA ŽAKULA
Warum gibt es in unserer Bauindustrie so viel Ineffizienz, Chaos und Unordnung? Das liegt daran, dass die Gesetze nicht konsequent durchgesetzt werden und es keine spürbaren Konsequenzen für diejenigen gibt, die dagegen verstoßen. Zudem ist die Anzahl der engagierten Menschen zu gering um eine kritische Masche für eine wirkungsvolle Veränderung zu bilden.
[min 39:06] VELJKO ARMANO LINTA
Wie viel Verantwortung trage ich als Einzelperson? Als Gemeinschaftsmitglied? Als Teil der Gesellschaft? Als globaler Bürger? Dies sollte zu Bewusstsein und bewusstem Handeln führen, ohne Schuldgefühle.
[min 39:32] MATKO ŠIŠAK
Wirkliche Veränderungen erfordern politischen Willen. Der Rest ist normales Hin und Her in der Entwicklung einer jungen Gesellschaft.
[min 39:46] TEA ŽAKULA
Was mich am meisten beunruhigt, ist die systembedingte Kluft zwischen vorhandenem Potenzial und der Realität. Das betrifft gleichermaßen die Industrie, das Bildungswesen und die Fachwelt. Wir haben hochqualifizierte Leute, sowohl an dieser Universität als auch an anderen Institutionen, die in Bezug auf Wissenschaft und Fachwissen weltweit führend sind. Dennoch gibt es zahlreiche Hindernisse, um dieses Potenzial voll auszuschöpfen zu können. Es gibt viele Verhinderer, die am Status quo festhalten. In gut funktionierenden Systemen hätten solche Leute keine Chance an den Diskussionstischen oder in leitenden Positionen zu sitzen. Wir befinden uns in einer Pattsituation, mit einer begrenzten Anzahl von Experten, in denen immer dieselben Unternehmen dominieren, mit fehlendem Wettbewerb, um jene zu motivieren, die möglicherweise etwas verändern möchten. Daher befürworte ich die Einführung neuer Ansätze und die Zusammenarbeit mit Leuten, die frische Ideen einbringen können, um unser Leistungsniveau und die Qualität unserer Projekte zu erhöhen.
[min 41:24] HRVOJE BOTA
In diesem zentralen Bereich werden alle Gartenabfälle, Komposte, und Werkzeuge gelagert. Hier befinden sich die landwirtschaftlichen Flächen, die Waschküche, die Werkstatt, die Lagerhalle und das Gewächshaus für die Aufzucht von Setzlingen. Dies ist der Dreh- und Angelpunkt, an dem alle Materialien und Produkte ein- und ausgehen. Was wir an Gemüse und Samen anbauen, wird hier vorbereitet und zum Markt in Split transportiert. Der Zugang erfolgt durch die Werkstatt und das Gewächshaus, wo sich auch die Garderobe befindet. Auf der Südseite gibt es eine Veranda, die als Eingang für Gäste während Workshops und ähnlichen Veranstaltungen dient. Dies ist gewissermaßen der repräsentative Eingang. Wir haben also einen Serviceeingang und einen landwirtschaftlichen Eingang. Dies ist der praktische Hauptzugang zum Haus. Die Hauptküche ist strategisch so platziert, dass sie eine Verbindung zwischen dem Innen- und Außenbereich schafft, zwischen dem landwirtschaftlichen und dem Wohnbereich. Dies stellt eine Art Brücke dar. Von hier aus in der Küche können Sie den Eingang sehen, die gesamte Gartenansicht und einen atemberaubenden Blick auf den 1300 Meter hohen Mosor. Dieser Bereich ist mit der Wohnterrasse verbunden, auf der im Freien gegessen wird - zum Mittag- und Abendessen sowie zum Frühstück. Hier befindet sich auch die Sommerküche und der Workshopbereich. Das Esszimmer und das Wohnzimmer mit einem Holzofen und einem Kamin sind auf dieser Ebene. Dies ist der Ort, an dem sich das meiste Leben abspielt und wo wir so viel Zeit wie möglich draußen verbringen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass dieser Bereich von drei Seiten geschützt ist, so dass er auch im Winter und bei starkem Wind angenehm genutzt werden kann. Dies ist der am besten geschützte Teil des Hauses. Unterhalb der Wohnterrasse befindet sich ein Regenwasserspeicher mit einem Fassungsvermögen von 100 Kubikmetern. Hier wird Regenwasser von den Dachflächen gesammelt und zur Versorgung des gesamten Hauses verwendet. Überschüssiges Wasser aus diesem Speicher fließt in einen natürlichen Pool, der als Mikro-Ökosystem dient. Dieser Teich ist mit Schilf, Seerosen und verschiedenen Wasserpflanzen bepflanzt und dient der Reinigung des Wassers. Eine wichtige Funktion dieses Teichs ist es, als Mikroklimazone zu dienen, die das Raumklima reguliert und Lebensraum für die Biodiversität bietet. Ich bin mir bewusst, dass wir bei unserem eigenen Haus, das wir bauen, nicht alle Kriterien erfüllt haben. Wir standen vor einem Dilemma: Wir brauchten eine starke, hochwertige Grundlage und entschieden uns letztendlich für Beton, jedoch nur für das Fundament, nicht für das gesamte Haus.
[min 44:52] MARINA ZAJEC
Du versuchst, ökologische Materialien zu verwenden, aber es gelingt dir nicht vollständig. Es ist also keine umfassende Lösung, wie du es gerne hättest. Dennoch habe ich erkannt, dass selbst diese Maßnahmen und Erfolge bei der Umsetzung in einem Gebäude in kleinem Rahmen allmählich größere Veränderungen zu bewirken.
[min 45:21] MATKO ŠIŠAK
Im Jahr 2005 gab es in Kroatien kein einziges Haus aus fest gepressten Strohballen. Heute, 16 Jahre später, gibt es mehr als 100 davon.
[min 45:30] TEA ŽAKULA
In den letzten 3 bis 4 Jahren sehe ich in Kroatien deutliche Veränderungen auf dem Markt obwohl ich betonen möchte, dass die Trägheit der Baubranche nicht nur in Kroatien, sondern weltweit zu beobachten ist. Veränderungen beginnen sich abzuzeichnen, und zwar durch gut informierte Investoren, die fortschrittliche Technologien in ihren Projekten umsetzen wollen, selbst wenn dies zusätzlichen Aufwand and Beratung, Fachleuten, Zeit und Ressourcen erfordert.
[min 46:16] VELJKO ARMANO LINTA
Ich glaube, dass in den nächsten 10 Jahren zertifizierte Stroh- und Hanfbaustoffe in der Bauindustrie weit verbreiteter sein werden. In 10 bis 20 Jahren wird wahrscheinlich die gesamte Baustoffindustrie auf erneuerbare Energien umgestellt sein, was selbst bei Verwendung von Ziegeln und Beton zu einem deutlich geringeren CO2-Fußabdruck führen wird als heute.
[min 47:01] INFOTAFEL 2
Im Vergleich zu 1990 haben wir heute eine 26 % geringere CO2-Emission pro Tonne hergestelltem Zement.
[min 47:12] TEA ŽAKULA
Ich fühle mich ehrlich gesagt nicht, als würde ich gegen Windmühlen kämpfen. Obwohl ich eine beträchtliche Menge Energie für das Anstoßen von Veränderungen investiere, habe ich das Gefühl, dass ich tatsächlich Fortschritte mache. Vielleicht nicht so viel, wie ich möchte oder erwartet habe, aber dennoch so viel wie möglich innerhalb dieses Systems mit seinen gegebenen Parametern. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich einen erheblichen Beitrag leisten und vielleicht neue Wege aufzeigen kann, wie bestimmte Dinge anders organisiert und umgesetzt werden können. Die Zusammenarbeit mit talentierten jungen Menschen an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffbau ist meine Motivation, hier zu bleiben.
[min 48:08] HRVOJE BOTA
Ich träume davon, auf unserem Grundstück aufzuwachen und Zeit mit unseren Kindern zu verbringen. Wir arbeiten jeden Tag 16 bis 18 Stunden an diesem Traum. Wir werden jeden Tag mehr. Heute und morgen 10, dann 100, dann 1000, und so weiter, um sowohl Dalmatien als auch Kroatien zu regenerieren. Unsere Freiheit und unser Glück hängen davon ab, dass es anderen gut geht und sie die positiven Veränderungen spüren.
[min 48:46] MATKO ŠIŠAK
Ich träume davon, dass Kroatien sein volles grünes Potenzial ausschöpft und zu einem Vorreiter für umweltfreundliche Technologien wird. Ich träume von einer Gesellschaft, die sich neuen Märkten, Gästen und Gewohnheiten zuwendet und dadurch reift, zu verantwortungsbewussten Bewahrern wird.
[min 49:27] VELJKO ARMANO LINTA
Was wir heute für zu teuer halten, um ökologisch zu sein, wird die Gesellschaft letztendlich bezahlen. Und die Gesellschaft, das sind die Steuerzahler. Wir alle werden letztendlich für die negativen Auswirkungen auf die Umwelt bezahlen müssen. Die Frage ist, wer profitiert derzeit von diesen umweltschädlichen Praktiken? Sind es bestimmte Unternehmen, Einzelpersonen oder Finanzinstitutionen, die erhebliche Gewinne daraus erzielen? Wohin fließt dieser Profit? Geht er auf Offshore-Konten oder in die Steuerkassen? Fließen genügend Mittel in die Steuerkassen, um die ökologischen Schäden zu kompensieren, oder könnten wir stattdessen präventiv handeln und diese Mittel für den Wandel in Richtung umweltfreundlicher Praktiken, erneuerbarer Energiequellen und nachhaltiger Materialien einsetzen?"
[min 00:40] MATKO ŠIŠAK
Es gibt ein altes Sprichwort, das sagt, lass deinen Feind ein Jahr im Neubau leben, bevor du einziehst.
[min 00:54] VELJKO ARMANO LINTA
Ein hochwertiges Holzhaus mit Strohwänden kostet uns etwa so viel wie ein Beton- und Ziegelhaus, wenn wir jemanden damit beauftragen.
[min 01:07] HRVOJE BOTA
Absurderweise achten die Leute beim Autokauf auf den Verbrauch pro Kilometer und planen entsprechend ihre Ausgaben ein, aber beim Hausbau vergessen sie oft den langfristigen Wasser- und Stromverbrauch in den nächsten 50 Jahren. Die wahren Einsparungen erfolgen aber genau in dieser langen Zeitspanne.
[min 01:24] MARINA ZAJEC
Es freut mich, dass mein eigenes Haus eines Tages, wenn es nicht mehr nutzbar ist, deutlich weniger Abfall hinterlassen wird, der sich natürlich zersetzen kann.
[min 01:44] TEA ŽAKULA
Nachhaltigkeit ist nicht auf diesen kleinen Kreis beschränkt, sondern auf einen viel größeren, der weit über meine kleine Wohnung, meine Siedlung und mein Land hinausgeht. Es geht darum, die Systemgrenzen zu erweitern, wie es Ingenieure sagen.